Das Essen zu Heilig Abend und an den Weihnachtsfeiertagen im Erzgebirge
Früher war es gar nicht so einfach, das beim Fleischer zu bekommen, was man von je her zu Weihnachten im Erzgebirge isst.
Und so bildete sich ein paar Tage vor Heilig Abend besonders lange Schlangen beim Fleischer. Wartezeiten von 2 Stunden waren keine Seltenheit. Und obwohl der Fleischer die Kaninchen, Hühner und Gänse für viel mehr Geld von den Privatzüchtern kaufte, wie er später im Laden verlangen durfte (Preisdiktat in der DDR), reichte es einfach nicht.
Die Erzgebirgler taten also gut daran, selbst ihren Weihnachtsbraten zu züchten. So kam es, das fast jede Familie einen Kaninchenstall hatte. Ein paar Tage vor Weihnachten wurde dann ein besonders dickes Exemplar geschlachtet. Dazu trank sich der Papa einen an, meist mit dem erzgebirgischen Nationalgetränk: dem Lauterbacher Tropfen. Mit einem Schlag auf den Kopf wurde das Kaninchen beteubt und an den Hinterpfoten in der Garage aufgehangen. Anschließend wurde ihm das Fell über die Ohren gezogen, ausgenommen und eingefrohren.
Neinerlaa
Gegessen wird zum Heiligen Abend „Neinerlaa“ - also „Neunerlei“. Folgende 9 Essen sollten auf den Tisch kommen:
- Fleisch: Pute, Gans und insbesondere Kaninchen, damit einem Glück bescherrt ist
- Bratwurst: für Herzlichkeit und Kraft
- Sellerie: verheißt Fruchtbarkeit
- Linsen: macht Gesund
- grüne Klöße: bringt viel Geld
- Sauerkraut, Rotkraut: für langes Stroh
- Semmelmilch, damit das Vieh gedeiht
- Rote Bete, Pilze: sollen Freude und Glück bringen
- Bratapfel gefüllt mit Nüssen: für einen reibungslosen Alltag
das Essen am 1. Weihnachtsfeiertag
Am 1. Weihnachtsfeiertag kommt zu Mittag Braten auf den Tisch. Gern Gans vom Bauern oder auch Karpfen. Als Kompott Birnen oder Johannesbeeren, welche die Mama im Herbst eingeweckt hatte. Denn auch beim Nachtisch mußte sich der Erzgebirgler überwiegend selbst versorgen. Alles was er im Spätsommer und Herbst geerntet hatte, wie Erdbeeren, Äpfel, Stachelbeeren, Johannesbeeren und Birnen wurde in Glässern eingeweckt, also haltbar gemacht.
Zur Vesper, also dem Kaffeetrinken isst man Erzgebirgischen Weihnachtsstollen.
das Essen am 2. Weihnachtsfeiertag
Zu Mittag wird das verspeist, was von den opulenten Mahlzeiten an den 2 Tagen vorher übrig gebliben ist.